Die Förderung von Organo-Strat innerhalb des nationalen Forschungsnetzwerks Universitätsmedizin (NUM) endete zum 31.12.2021. Die Forschungarbeiten werden in verschiedenen Arbeitsgruppen zum Teil fortgesetzt. Die Publikationen werden fortlaufend aktualisiert.

COVID-19 ist eine neuartige Infektionserkrankung, die insbesondere bei schweren Verläufen neben dem Respirationstrakt auch weitere Organsysteme betreffen kann. Der Umfang und die Art dieser extra-pulmonalen Organbeteiligungen hat einen direkten Einfluss auf die individuelle klinische Prognose sowie auf therapeutische Strategien und Optionen. Demnach ist das übergeordnete Ziel des „Nationalen Kompetenznetz Organo-Strat“ einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis von COVID-19 und den mit der Erkrankung assoziierten, multiplen Organbeteiligungen und möglichen Therapieoptionen zu leisten. Zur Klärung dieser großteils offenen und klinisch hochrelevanten Fragen wird eine systematische, organspezifische Stratifikation bei COVID-19 etabliert. Dabei wird „Organo-Strat“ anhand von COVID-19 eine modulare und flexible Netzwerkstruktur aufbauen, die zukünftig unmittelbar bei Auftreten neuer Erreger, im Sinne der „pandemic preparedness“, Informationen zur organspezifischen Stratifikation erbringen kann. Organo-Strat übernimmt diese wichtigen Aufgaben als ein integraler Teil des nationalen Forschungsnetzwerks Universitätsmedizin (NUM). Die Bündelung von Kompetenzen aus einem großen Spektrum von Fachrichtungen innerhalb des NUM ist so einzigartig wie notwendig, um diese und zukünftige Pandemien zu bewältigen.

Organo-Strat

Über das Netzwerk
weiterlesen
Publikationen
weiterlesen

Ziele

Die direkte bzw. indirekte Beteiligung zentraler Organsysteme bei COVID-19 zu klären, ist eine besondere Herausforderung. "Organo-Strat" untersucht diese Frage anhand von Organoiden und 3D-Kulturen, die aus humanen Geweben oder humanen, adulten Stammzellen generiert werden. Es werden vier konkrete Zielsetzungen adressiert.

Infrastruktureller Aufbau eines Nationalen Kompetenznetzes Organo-Strat

Bundesweit gibt es zahlreiche, jedoch vereinzelt arbeitende Expertengruppen für humane, organrepräsentative Modellsysteme die bislang nicht im Infektionskontext arbeiten. Daneben gibt es auf SARS-CoV-2 Infektionen spezialisierte BSL3-Labore, denen der Zugang zu entsprechenden aussagekräftigen organbezogenen Infektionsmodellen fehlt. Um eine systematische, organspezifische Stratifikation bei COVID-19 zu etablieren, bedarf es somit einer nationalen Zusammenarbeit in Form eines neuen Netzwerkes, bestehend aus den genannten Akteuren sowie weiteren Partnern, die für eine strukturelle und effektive Umsetzung und Erarbeitung von belastbaren Ergebnissen notwendig sind. Ziel ist es, mit diesen Gruppen und zugeordneten Rollen ein Netzwerk strukturell zu etablieren, in welchem Standards für Organmodelle, gezielte Infektionen, native Gewebe und Autopsieproben, Analysen und das Datenmanagement in Form einer vereinbarten Prozesskette für COVID-19 und darüber hinaus wirksam werden.

Klärung des Organo- und Zelltropismus von SARS-CoV-2

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand müssen für SARS-CoV-2 permissive (infizierbare) Zellen spezifische Wirtsfaktoren mitbringen, welche den viralen Eintritt, die Reifung und Vermehrung unterstützen. Die Literaturlage hinsichtlich der Beteiligung verschiedener Organsysteme und deren Zelltypen ist jedoch bislang uneindeutig und fragmentiert. Belastbare Daten, welche eine Inter-Organ-Relation von permissivitätsbestimmenden Wirtsfaktoren auf mRNA und Proteinebene zulassen, sind dringend erforderlich und müssen zudem mit viraler Vermehrungsfähigkeit und den individuellen Spenderdaten in Zusammenhang gesetzt werden. Die Bestimmung dieser Faktoren und Beziehungen wird innerhalb von "Organo-Strat" verfolgt und in nativen bzw. SARS-CoV-2-infizierten Geweben abgeglichen. Durch den Aufbau von spenderindividuellen nativen Gewebe- und Organoidbanken entsteht zudem die Möglichkeit, zukünftig Fragestellungen der personalisierten Medizin zu prüfen.

Verständnis der organspezifischen Virulenz bei COVID-19

Virus-infizierte Zellen unterziehen sich in der Regel definierten Schädigungsmechanismen und setzen währenddessen, und zum Zwecke der Immunaktivierung, weitere Faktoren frei. Die Identifikation betroffener Zellen, die Analyse der viralen Vermehrungsfähigkeit und die Abschätzung des Schädigungsausmaß (Virulenz) in jedem Organsystem sind hier die primären Zielsetzungen.

Etablierung von Wirkstofftestungen an humanen Organmodellen

Unter Re-Purposing versteht man die Nutzung bereits zugelassener Medikamente und Wirkstoffe in einem neuen Anwendungsfeld. Voraussetzung sowohl für die präklinische Testung potentiell anti-viral wirksamer Substanzen gegen SARS-CoV-2, als auch für die Einschätzung des Einflusses von Begleitmedikationen wie Blutdrucksenkern auf den Infektionsverlauf ist es, geeignete Infektionsmodelle zu identifizieren. Da nicht von einer gleichwertigen Permissivität der verschiedenen Organsysteme auszugehen ist, müssen diese zunächst identifiziert werden. Geeignete Modelle weisen idealerweise eine robuste und reproduzierbare virale Vermehrungsfähigkeit auf und erlauben die Untersuchung von Aspekten der Pharmakokinetik (z.B. Resorption) und -dynamik (z.B. Dosis-Wirkungsbeziehung, Wirkmechanismus). Ferner lassen sie Schlussfolgerungen auf eine Beeinflussung bzw. Absenkung der Virulenz und auf potentielle Nebenwirkungen zu. Diese Modelle werden in „Organo-Strat“ identifiziert und betrieben, die gewonnenen Daten werden zeitnah zur Nutzung in klinischen Studien zur Verfügung gestellt.