Über das Projekt
Mit dem Nationalen Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) wurde ein zukunftsfähiges Netzwerk etabliert, das im Fall künftiger medizinischer Herausforderungen zügig fach- und standortübergreifend zusammenarbeiten kann.
In NAPKON wurde eine Forschungsinfrastruktur und drei komplementäre Kohortenplattformen geschaffen, die den akuten und chronischen Verlauf von COVID-19 systematisch, modular und in Subgruppen repräsentativ erfassen. Diese Plattformen erlauben durch Zusammenarbeit mit den Infrastrukturkomponenten eine Zusammenführung regional erhobener wissenschaftlicher Daten-, Bilddaten- und Bioprobensammlungen auf nationaler Ebene. Dadurch ist eine harmonisierte, prospektive Beobachtung von COVID-Fällen repräsentativ für ganz Deutschland seit Herbst 2020 möglich geworden.
Auf diese Weise wurde ein harmonisiertes, erweiterbares und nationales Netzwerk aufgebaut, das die Möglichkeit bietet, sowohl die Bekämpfung der aktuellen COVID-19-Pandemie und ihrer Folgen als auch zukünftiger Pandemien zu unterstützen.
Das wichtigste im Überblick
Ziel war es, die Zusammenarbeit zwischen Ärzt:innen, Wissenschaftler:innen und versorgenden Zentren in Deutschland zu stärken, eine zentrale Forschungsinfrastruktur für eine harmonisierte Datenerfassung, -herausgabe und -qualitätssicherung zu entwickeln und mittels dreier sich ergänzender Kohorten eine verbesserte Grundlage für das erfolgreiche Verständnis und damit für die Bekämpfung der COVID-19 Pandemie in Deutschland und weltweit zu schaffen.
Die durch das neuartige SARS-CoV-2 Virus verursachte COVID-19-Pandemie hat zu einem weltweiten Notstand im Bereich der öffentlichen Gesundheit geführt. Gesellschaften, Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften der betroffenen Länder wurden dadurch vor eine enorme Herausforderung gestellt: Es bestand eine dringende Notwendigkeit standardisierter und gemeinsamer Forschung.
Insbesondere waren Erkenntnisse mit besonderer Phänotypisierungstiefe aus hochqualitativer Daten- und Bioprobensammlung dringend erforderlich. Diese waren bisher nur vereinzelt in lokalen, jedoch weder in nationalen, noch in internationalen Projekten adressiert. Darüber hinaus war und ist weiterhin ein nationales und dauerhaftes Pandemie-Management zum bestmöglichen Umgang mit bekannten oder neuartigen Erregern in Deutschland von großer Bedeutung.
Eine besondere Herausforderung war es dabei in der vorherrschenden Pandemie-Situation mit den knappen Ressourcen ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Netzwerk zu etablieren.
Durch die zentrale und plattformübergreifende Infrastruktur, die aus einem Interaktions-, Epidemiologie-, Bioproben- und Integrationskern besteht, konnte eine höchstmögliche Qualität sichergestellt werden. Komplementiert wurde die Infrastruktur durch drei Kohorten-Plattformen (Populationsbasierte-, Hochauflösende- und Sektorenübergreifende Plattform), die sich an unterschiedlichen Zielgrößen und variierenden Patient:innengruppen orientieren, um auf neue pandemische Situationen übertragbar und skalierbar zu sein.
Im Projekt konnte in enger Zusammenarbeit mit Expert:innen aus allen Gesundheitssektoren ein Netzwerk am Beispiel der aktuellen COVID-19-Pandemie aufgebaut werden, welches eine zeit- und kosteneffiziente Ressourcennutzung bei hoher Daten- und Bioprobenqualität ermöglicht. Durch eine zentrale Koordination und Zugangsmöglichkeiten konnte eine erste Daten- und Bioprobensammlung für wissenschaftliche und versorgungsrelevante Forschungsprojekte umfassend und mit sehr geringer Latenz adressiert sowie repräsentative, evidenzbasierte Erkenntnisse zu pandemiespezifischen Risikofaktoren, Krankheitsverläufen und -folgen generiert werden.
Das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) hat zur medizinischen Bewältigung der Pandemie eine Kooperation von bislang 35 Universitätskliniken, 18 Kliniken sowie 16 Arztpraxen aufgebaut, die deutschlandweit einmalig ist – und die weiterhin wächst und für die Zukunft eine gemeinsame medizinische Handlungsfähigkeit bereitstellt. Rund 1.500 Menschen (mehrheitlich Ärzt:innen, Studienkoordinator:innen und Wissenschaftler:innen, jedoch auch weitere Berufsgruppen) wirkten bei NAPKON fach- und standortübergreifend mit, stellten ihre Expertise zur Verfügung, gestalteten das Projekt und sorgten für einen sicheren Ablauf der Studie. Dafür wurden demokratische Beteiligungsprozesse etabliert, die eine lebendige Teamarbeit erlaubten.
Inhaltlich wurde ein Konzept erstellt, das die Erkrankung COVID-19 aus verschiedenen Blickwinkeln erforscht. In drei Kohorten unterschiedlicher Rekrutierungskriterien ermöglichen mehr als 4.600 Patient:innen (Stand: Januar 2022) mit ihren Daten die Erforschung der Akut- und Langzeitfolgen in der Studie. Die in NAPKON entwickelte Forschungsinfrastruktur wird als NUM KLinische Epidemiologie- und Studienplattform (NUKLEUS) in der Infrastrukturlinie des NUM fortgeführt.