Über das Projekt

In der Corona-Pandemie waren wir alle gezwungen, unter großem Druck wichtige Entscheidungen zu treffen. Die Wissensbasis für diese Entscheidungen war gerade zu Beginn noch sehr lückenhaft, im Verlauf der Pandemie wuchs sie dann um so rasanter. Doch wie kann man in einer solchen Flut von Informationen den Überblick behalten? Wie können sich in einer derart dynamischen Situation Medizin, Politik und Öffentlichkeit ein Bild vom aktuellen Stand der wissenschaftlichen Evidenz machen?
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Das wichtigste im Überblick

  • Erstellung von „lebenden“ Evidenzsynthesen, die durch Einbeziehung neuer Studienergebnisse stetig aktuell gehalten wurden.
  • Nutzung dieser Evidenz für die Entwicklung von Leitlinien und anderen Handlungsempfehlungen zu COVID-19.
  • Zielgruppenspezifische Kommunikation von Evidenz und Handlungsempfehlungen.

Für evidenzbasierte Entscheidungen, ob in Arztpraxis oder Klinik, öffentlichem Gesundheitsdienst oder Politik, bestehen u. a. folgende Herausforderungen, die in der Corona-Pandemie besonders drängend waren:

  • Studienergebnisse müssen zeitnah und vollständig veröffentlicht werden.
  • Ihre Qualität muss sorgfältig bewertet werden.
  • Ergebnisse müssen objektiv und in der vergleichenden Gesamtschau in Form von Evidenzsynthesen interpretiert werden.
  • Die so qualitätsgesicherten Erkenntnisse müssen Politik, Ärzteschaft und Pflege, Öffentlichen Gesundheitsdiensten sowie Bürgern schnell und verständlich vermittelt werden.
  • Man benötigt Rückmeldungsschlaufen von den Zielgruppen zurück zur Wissenschaft, um deren Perspektive für zukünftige Forschungsfragestellungen und deren Priorisierung zu erfassen.

Die in CEOsys zusammengeschlossenen Expertinnen und Experten erfassten kontinuierlich und systematisch wissenschaftliche Ergebnisse zu COVID-19 aus sechs definierten Themengebieten. Die Analyseteams bewerteten neue Studienergebnisse und stellten fortwährend aktualisierte Ergebnisübersichten („lebende Evidenzsynthesen“) bereit. Diese wurden für die Entwicklung aktueller Handlungsempfehlungen und Informationen genutzt, welche anschließend zielgruppengerecht aufbereitet zur Verfügung gestellt wurden. Weiterhin erarbeitete das Netzwerk eine Methodik zur standardisierten Priorisierung von Forschungsfragen und einen Forschungsfahrplan für klinische Studien zu den dringendsten Fragestellungen.

Die Arbeit von CEOsys hatte ab Jahrebeginn 2021 großen Impact auf nationaler und internationaler Ebene:

1. Beiträge von CEOsys zu nationalen Leitlinien

Evidenzsynthesen von CEOsys bildeten die Grundlage für mehrere evidenzbasierte Leitlinien, die in Kooperation mit dem Institut für Medizinisches Wissensmanagement (IMWI) der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) als Bindeglied zu den medizinischen Fachgesellschaften erstellt wurden.

Zunächst erschien im Februar 2021 die Leitlinie „Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen“.

Ebenfalls im Februar 2021 kam die erste Version der S3-Leitlinie zur stationären Therapie von COVID-19 heraus, die in der Folge auf Basis von CEOsys-Evidenzsynthesen mehrfach aktualisiert und erweitert wurde.

Auch die Leitlinie zur ambulanten Therapie von COVID-19 konnte mit Hilfe von CEOsys Ende 2021 auf das evidenzbasierte Niveau S2e aufgewertet werden. Diese Leitlinien bleiben eine wichtige Basis für entsprechende Entscheidungen, sei es an Schulen und Kultusministerien, in der Hausarztpraxis oder im Krankenhaus.

2. Publikationen

Evidenzanalysen von CEOsys bilden auch die Grundlage einer ganzen Reihe von Cochrane Reviews. Diese systematischen Übersichtsarbeiten dienen international als Referenz für den aktuellen Stand der Wissenschaft zu einer konkreten Fragestellung. Insgesamt fanden Erkenntnisse aus CEOsys (auch zu methodischen Fragen) den Weg in mehr als 40 Fachartikel in hochrangigen Forschungsjournalen.

3. Wissenstransfer, Schulungen und Umfragen

Ergebnisse von CEOsys wurden in vielfältigen Formaten wie Evidence Briefs, Leitlinien-Empfehlungen im Kitteltaschenformat, Patienteninformationen oder Webinaren einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Weil Wissenstransfer keine Einbahnstraße sein sollte, führte CEOsys Umfragen unter den Teilnehmenden eines Bürger-Panels sowie unter Klinik-Mitarbeitenden durch. Themen waren u. a. Informationsbedürfnisse und bevorzugte Informationskanäle zu COVID-Themen oder die Impfbereitschaft unter Klinik-Mitarbeitenden.

Menschen im NUM

 Prof. Dr. Jörg Meerpohl
„Es gibt große, komplexe Forschungsvorhaben, die sich gemeinsam, erfolgreicher durchführen lassen.“
Prof. Dr. Jörg Meerpohl
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Highlights

Von CEOsys ausgewertete Evidenz bildete mehrfach die Grundlage für die Aktualisierung zahlreicher Empfehlungen der deutschen S3-Leitlinie für die stationäre Therapie von COVID-19. Die Webinare zur Leitlinie waren zudem ein Highlight im Bereich Kommunikation: An den Veranstaltungen, in denen namhafte Referent*innen die Leitlinien-Empfehlungen und die zugrundeliegende, von CEOsys aufbereitete Evidenz erläuterten, nahmen jeweils bis zu 1000 Personen teil.

Bleibender Mehrwert von CEOsys: Die in kürzester Zeit aufgebaute, äußerst erfolgreiche Verzahnung von Methodik und klinischer Praxis in einem großen, multidisziplinären Netzwerk hat als Blaupause für die Zukunft wichtigen, bleibenden Wert. Das theoretische Konzept des Evidenz-Ökosystems hat sich in der praktischen Anwendung bewährt und lässt sich zukünftig in epidemischen Notlagen ebenso nutzen wie bei der besseren Bewältigung bekannter Volkskrankheiten. Das gewonnene Know-How geht seit 2022 auch in neue Projekte unter dem Dach von NUM ein.