Am 8. März ist Weltfrauentag. Aus diesem Anlass beantworten die Projektleiter:innen des NUM-Forschungsprojekts RACOON FADEN, Prof. Dr. Sylvia Mechsner (Charité - Universitätsmedizin Berlin) und Prof. Dr. Matthias May (Universitätsklinikum Erlagen), drei Fragen zu Ihrem Projekt. RACOON FADEN leistet Pionierarbeit bei der Früherkennung von Adenomyose, einer Art Vorstufe der Endometriose. Unter einer Endometriose leiden etwa 10 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter.
Was ist das Ziel des Projekts?
Endometriose wird meist erst nach 8-10 Jahren diagnostiziert. Das ist eine zu lange Zeit. Meist haben die Betroffenen bereits lange vorher Beschwerden, vor allem starke Regelschmerzen. Diese Beschwerden beginnen gewöhnlich schon im Jugendalter. Ursächlich für die starken Regelschmerzen ist die Gebärmutter, in der sich eine Art Vorstufe der Endometriose ausbreitet, die sogenannte Adenomyose. Diese ist im späteren Verlauf fast immer mit einer Endometriose außerhalb der Gebärmutter verbunden. Bisher wird der Adenomyose zu wenig Beachtung im Krankheitsgeschehen geschenkt. Wenn wir sie im Ultraschall sehen, sind die Prozesse meist schon fortgeschritten und bilden sich auch nicht mehr zurück. Daher ist es das Anliegen unserer Studie, frühe Zeichen der Adenomyose zu finden. Dazu verwenden wir die Magnetresonanztomographie (MRT), mit der man nicht-invasiv sehr detaillierte Bilder und Gewebeanalysen der Gebärmutter machen kann.
Welche Bedeutung hat es für betroffene Patientinnen?
Wir möchten mehr über die Struktur und die Veränderungen der Gebärmutter lernen. Durch den Aufbau der Studie in eine Studiengruppe mit symptomatischen Patientinnen und eine Kontrollgruppe mit asymptomatischen Probandinnen wird es möglich sein, Merkmale zu identifizieren, die mit einer Frühform der Endometriose assoziiert sind. Da wir jede Teilnehmerin zu zwei fest definierten Zeitpunkten des Menstruationszyklus untersuchen, erhalten wir auch Informationen über den Wandel der Gebärmutter in unterschiedlichen hormonellen Phasen. Mit den Erkenntnissen der Studie können Patientinnen mit starken menstruationsabhängigen Beschwerden in Zukunft frühzeitig analysiert und therapeutische Maßnahmen zur Verhinderung eines Fortschreitens der Erkrankung ergriffen werden. Mittels Künstlicher Intelligenz möchten wir außerdem eine automatisierte Uterusanalyse entwickeln und für Folgestudien zur Verfügung stellen.
Was konnte bereits erreicht werden?
Wir konnten ein Netzwerk aus 14 zertifizierten Endometriosezentren im Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) aufbauen, welches das Radiological Cooperative Network (RACOON) und die NUM Klinische Epidemiologie und Studienplattform (NUKLEUS) für die Datenerhebung nutzt. An allen Standorten konnte erfolgreich ein einheitliches multiparametrisches MRT-Untersuchungsprotokoll aufgesetzt werden. Etwa die Hälfte der benötigten Teilnehmerinnen wurde bereits für eine Studienteilnahme gewonnen. Knapp ein Drittel der MRT-Untersuchungen wurden bislang erfolgreich und ohne Komplikationen durchgeführt. Erste Auswertungen weisen darauf hin, dass die Form und der Wandaufbau des Uterus sehr variabel ist. Dies gilt zwischen den Patientinnen und Probandinnen, aber auch zwischen den Zykluszeitpunkten, zwischen den Einzelaufnahmen während eines Untersuchungstermins und manchmal sogar während der Aufnahme einer einzelnen Bildserie.