Seit seiner Gründung 2020 hat das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) die Art und Weise, wie die deutsche Hochschulmedizin zusammenarbeitet, maßgeblich verändert. Vor der COVID-19-Pandemie fehlte es im Bereich der klinischen Forschung auf nationaler Ebene an bundesweit vernetzen Strukturen für den Umgang mit einer solchen Krisensituation. Das NUM trägt durch seine Koordinationsleistungen und Plattformen dazu bei, dass die deutsche Gesundheitsforschung und damit das Gesundheitswesen insgesamt besser auf künftige Pandemien und andere Krisen vorbereitet sind. Dank des NUM ist es nun möglich, die klinischen Forschungsaktivitäten aller 36 Einrichtungen der Universitätsmedizin zu koordinieren, um bestmöglich auf die Bedürfnisse von Patient:innen, Bürger:innen und politischen oder anderen gesellschaftlichen Akteuren reagieren zu können.

Dem NUM ist es innerhalb weniger Monate nach dem Start im April 2020 gelungen, einen funktionierenden „Governance-Rahmen“ und grundlegende Verwaltungsfunktionen zu etablieren, um die Zusammenarbeit aller 36 Einrichtungen der Universitätsmedizin zu organisieren. Um Management und Monitoring zu unterstützen, wurden neue und komplexe Controlling-Instrumente initiiert und entwickelt. Zudem wurde ein vertraglicher Rechtsrahmen für die Zusammenarbeit geschaffen.

Das NUM steht als sogenannter „One-Stop-Shop“ für die Ansprache der 36 Einrichtungen der Universitätsmedizin zu Themen der klinischen und klinisch-epidemiologischen Forschung zur Verfügung. Dadurch können interne und externe Stakeholder bei Bedarf schnell und effizient auf die gesamte Expertise der universitätsmedizinischen Forschungsgemeinschaft zugreifen.

Das NUM hat nachhaltige Forschungs- und Dateninfrastrukturen aufgebaut, die zur Pandemievorsorge beitragen und für die Bearbeitung von Forschungsfragen über COVID-19 hinaus geeignet sind. Diese Infrastrukturen wurden durch und für die gemeinsame klinische Forschung geschaffen und können nun dauerhaft zur Verfügung gestellt werden. Sie werden kontinuierlich von den jeweiligen Communities klinischer Forscher:innen weiterentwickelt.

Durch seine verschiedenen Forschungsprojekte und Infrastrukturen unterstützt das NUM die Überwachung und das Management der öffentlichen Gesundheit. Die GenSurv-Infrastruktur hilft bei der Überwachung der Verbreitung von Virusvarianten, das AKTIN-Register wird zur Überwachung der Auslastung der Notaufnahmen verwendet, und in NUM-RDP wurde ein Dashboard implementiert, das verschiedene Aspekte der klinischen Versorgung auf der Grundlage von klinischen Routinedaten überwachen kann.

Die bisherigen Ergebnisse aller NUM-Projekte wurden in 586 Publikationen in 256 verschiedenen Publikationsorganen unter Beteiligung von 5.275 Autoren veröffentlicht. Im Durchschnitt gab es 35  Zitationen je Publikation. (Stichtag 30. Juni 2023).

Einige herausragende Ergebnisse aus den Forschungsprojekten sind beispielsweise:

Das AKTIN-Notaufnahmeregister lieferte in der COVID-19-Pandemie Daten aus den teilnehmenden Notaufnahmen an das Robert Koch Institut (RKI) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Die Daten wurden in der Notaufnahmesurveillance des RKI regelmäßig veröffentlicht. AKTIN bietet weiter die derzeit einzige in Deutschland verfügbare Lösung, um standardisierte klinische Daten aus der Patientenversorgung in der Notaufnahme tagesaktuell und standortübergreifend zu erfassen und zu nutzen.

CEOsys erstellte schnelle "Living Evidence Synthesen", die den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Pandemiethemen systematisch zusammenfassten und bewerteten. Dazu gehörten auch Fragen der öffentlichen Gesundheit wie Reisebeschränkungen. Diese Synthesen flossen in mehrere nationale Richtlinien ein, u.a. zur stationären Versorgung und Infektionsprävention in Schulen.

Das Projekt B-FAST hat mit dem „Lollipop-Test“ eine orale Abstrichmethode entwickelt, um Kleinkinder schnell und unkompliziert auf COVID-19 zu testen.

Durch die Auswertung von Krankenkassendaten identifizierten die Forschenden von egePan Unimed Risikofaktoren für schwere Verläufe von COVID-19. Die Ergebnisse flossen in die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut ein.

Das Projekt COVIM gewann wichtige Erkenntnisse zu Long-Covid und identifizierte Antikörper gegen SARS-CoV-2. Die gewonnenen Erkenntnisse zur Immunität nach einer überstandenen Infektion sowie zu den Auswirkungen der Impfung flossen direkt ein in die Empfehlungen der STIKO.

Die Forschenden des Projekts PallPan entwickelten eine Strategie für die (Palliativ-) Versorgung von schwer kranken, sterbenden und verstorbenen Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen in Zeiten einer Pandemie. Ihre praxisnahen Handlungsempfehlungen stellten sie auf einer Online-Plattform zur Verfügung.

In DEFEAT PANDEMIcs (das später in NATON umgewandelt wurde) wurden die Ergebnisse von COVID-19-bezogenen Autopsien in einem nationalen Register gesammelt, das von einem nationalen Autopsieforschungsnetzwerk betrieben wird. Dieses im internationalen Vergleich bis heute einzigartige Projekt ermöglichte ein besseres Verständnis der Krankheit und der zugrundeliegenden Mechanismen tödlicher Verläufe.

Mit RACOON haben sich erstmal alle universitären Fachbereiche einer medizinischen Disziplin zusammengeschlossen und eine bundesweite Plattform für die gemeinsame Analyse von Bilddaten eingerichtet. Diese Plattform unterstützt klinische und klinisch-epidemiologische Studien sowie das Training von KI-Modellen.

Die NAPKON-Kohorten haben bisher 20 Publikationen, mehr als 120 laufende Forschungsprojekte und die Beteiligung an europäischen Projekten hervorgebracht. Aus den erstellten Clustern von Post-COVID Krankheitsschweregraden entwickelte NAPKON einen Post-COVID-Score.